Mechanische Hirngespinste

Mechanische Hirngespinste war ursprünglich eine Facebookseite, die ich eine Weile betrieben habe. Allerdings haben mich die neuen Datenschutzregeln dazu veranlasst, meine sämtlichen Facebook-Seiten zu schließen. Es ist mir jedoch ein Anliegen, hin und wieder auch übers Radfahren zu schreiben, weswegen ich das jetzt hier mache. Wozu betreibe ich sonst eine eigene Domain?

Gleich vorweg, meine Radbeiträge drehen sich normal um das Radfahren in Stuttgart, aber ich denke, die Themen dürften sich in vielen Städten gleichen. Was meine Stadt dabei interessant macht, ist, dass sie einen grünen OB hat und einen Gemeinderat, der neben 17 Sitzen für die CDU mit 14 Sitzen von den Grünen belegt wird. (SPD 9, SÖS 3, DIE LINKE 3, SÖS-LINKE-PluS 2, Freie Wähler 4, FDP 3, BZS23 2, STAdTISTEN1 AfD 1 und LKR 1; was das im Einzelnen für Gruppierungen sind, lässt sich hier nachlesen.) Darüberhinaus wird Baden-Württemberg Grün-Schwarz regiert. Man sollte also meinen, die Stadt Stuttgart tut weit mehr als alle anderen Städte für ihre Radfahrer und  fände beispielhafte Lösungen, für Auto, Rad und Fußgänger geeignete Verkehrswege bereitzustellen.

Die traurige Wahrheit ist, dass es hier auch nicht besser ist als in vielen anderen Städten. Vielerorts malt man sogenannte Schutzstreifen auf die Straße. Die dienen der optischen Abgrenzung zur eigentlichen Fahrbahn und sind schon hilfreich, wenn es eine verkehrsreiche Straße ist. Allerdings ist die Luft an solchen Straßen nicht gerade die beste, was zumindest mich dazu bringt, lieber auf Nebenstraßen zu fahren.

Sehr beliebt ist in Stuttgart das Umwidmen eines Fußwegs in einen gemeinsam genutzten Rad- und Fußweg. Da schreckt die Stadt auch vor den abenteuerlichsten Stellen nicht zurück. OB Kuhn sprach in seinem Wahlprogramm seinerzeit sogar von Todeszonen (von denen ich eine zweimal täglich überquere). Allerdings hat er, bzw. sein Verkehrsplaner, bisher wenig Anstrengungen gezeigt, diese zu entschärfen. Dazu müsste man auch ein bisschen mehr machen als malen und umwidmen. Bauen zum Beispiel. Stege über Fluss und Bahngleise, die in Tempo-30-Zonen führen wären manchmal toll. Aber die kosten natürlich mehr als Farbe und Schild. Viel mehr.

Immerhin sieht Doppelhaushalt 2018/2019 rund 7,6 Millionen Euro für den Ausbau der Hauptradrouten und weiterer Radwege vor. Man darf gespannt sein, was sie damit alles Tolles bauen.

Eine kleine Anekdote am Rande: Eigentlich wollte ich oben auf Kuhns Wahlprogramm verlinken, speziell zum Thema Verkehr. Da steht aber leider inzwischen:Fehler 404, File not Found.Dafür erfährt man auf fritz-kuhn-ins-rathaus.de neuerdings, wie man einen Weihnachtsbaum richtig schmückt.

Das Ganze selbstredend ohne Impressum 😉

Zurück zum Thema Radfahren. Ich lebe also in einer außerordentlich grünen Stadt, die bedauerlicherweise unter dem unschönen Ruf leidet, ziemlich miese Luft zu haben. Und weil die Stadt darüberhinaus 2016 mal wieder Stauhauptstadt wurde, fiel mir der Umstieg vom Auto auf’s Rad leicht. Ich kann ein gutes Gewissen der Umwelt gegenüber haben und tue gleichzeitig was für meinen Körper. Ich fahre fast jeden Arbeitstag 50 Kilometer Rad, und was soll ich sagen – es ist toll!

Mechanische Hirngespinste … so bezeichnete Karl Gutzkow, ein deutscher Schriftsteller (1811 – 1878), die von Karl Drais patentierte Draisine. Mein mechanisches Hirngespinst hat seit April letzten Jahres (Stand heute) an die 8400 Kilometer auf dem Buckel und mich so manches erleben lassen. Ich habe Gegenden gesehen, in die ich mit dem Auto nie gekommen wäre, nette und weniger nette Menschen kennengelernt und auch mich selbst ein wenig besser. Ich habe 10 Kilo abgenommen und kein Problem, mein neues Gewicht zu halten. Ich habe viel Geld gespart und viel Geld ausgegeben. Vor allem aber habe ich nie bereut, das Fahrrad gekauft zu haben. Es ist für mich eine echte Alternative zum Auto geworden, hat mein Denken verändert, mein Handeln, mein Leben. Es hat mich näher an die Natur gebracht und weiter weg von der Bequemlichkeit. Es hat mich gelassener gemacht und entschleunigt. Jedem, der mit sich selbst und der Welt unzufrieden ist, kann ich nur raten: Fahr Rad.

Fortsetzung folgt.

Ich auf dem Fahrrad in Neckartenzlingen